nach Prof. Stanko Buser (*1932-02-20; †2006-10-31)

übersetzt von Irena Trebušak und Christian Wolkersdorfer

Geologische Karte Sloweniens von Prof Stanko BuserDie geologische Geschichte Sloweniens ist sehr bunt und reicht vermutlich bis ins Präkambrium zurück. Dann wäre sie wenigsten 600 Millionen Jahre alt. Im Pohorje, Kozjak und Strojna sowie südlich von Črna na Koroškem befinden sich die ältesten Gesteine Sloweniens. Diese metamorphen Gesteine sind aus Sedimenten oder Magmatiten entstanden. Es handelt sich um Gneise, Glimmerschiefer, Amphibolite, Eklogite, Marmore und verschiedene Schiefer. Wegen des fehlenden Fossilinhalts lässt sich ihr Alter nicht bestimmen. Einige Experten stufen sie in das Präkambrium und Kambrium ein, andere in das Ordovizium bis Devon. Im letzten Fall wären sie „nur“ 500 Millionen Jahre alt.

Die Gebiete, in denen Metamorphite vorkommen, werden den Ostalpen bzw. Alpiden zugerechnet. Südlich davon liegen die Dinariden. Ihre Grenze bildet die Periadriatische Naht, die den ehemaligen Kontakt zwischen der Afrikanischen und Europäischen Kontinentalplatte wiedergibt. Gesicherte Alter liegen erst für die devonischen Gesteine in den Südkarawanken zwischen Logarska dolina (Logarskatal) und Jezersko fest. Das Unterdevon wird von plattig ausgebildeten Tiefseekalken gebildet, in denen Konodonten vorkommen. Im Mitteldevon wurden Flachwasserriffkalke aus Korallen und Hydrozoen abgelagert. Das Oberdevon ist wiederum durch Tiefseekalke vertreten.

Während des Unterkarbons war das Gebiet der Südkarawanken von Tiefsee bedeckt. Es entstanden heute geschieferte Flyschtonsteine, Sandsteine und Kalksteine. Nach einer kurzdauernden Festlandsperiode entstanden im Oberkarbon flachmarine Quarzsandsteine, Konglomerate, geschieferte Tonsteine und Kalksteine mit Foraminiferen, Bivalvien und Korallen. In der Nähe von Litija enthalten diese Sedimente Blei- und Zinkerze sowie Baryt und in den Karawanken Eisenerze.

Die unterpermischen Sedimentgesteine entsprechen denen des Oberkarbons, nur in den Südkarawanken überwiegen Kalksteine. Aus dieser Zeit stammen die Fossilien des weltbekannten Fundortes Dovžanova soteska (Teufelschlucht) bei Tržič. Im mittleren Perm zog sich das Meer aus dem größten Teil Sloweniens zurück. Auf dem Festlandsbereich herrschte anderes Klima mit Sedimentation typischer roter Sandsteine, Schluffsteine, Tonsteine und bunter Breccie. Bei Žirovski vrh enthalten diese Gesteine Uranerz. Im oberen Perm transgredierte das Meer wieder über das gesamte Territorium Sloweniens. Die Flachmeerbereiche waren von Algen bedeckt und an einigen Stellen lebten verschiedene Muscheln und Brachiopoden. Aus dieser Zeit stammen auch schwarze Kalksteine und Dolomitsteine und südlich von Črna na Koroškem Granit und Granodiorit.

Triasische Gesteine sind für Slowenien besonders wichtig. Von der Unteren bis Mittleren Trias wurden flachmarine Kalksteine abgelagert, die später zu Dolomitsteinen umgewandelt wurden. Die obere Mittlere Trias (Ladinium) war eine revolutionäre Ära für das slowenische Territorium. An Störungen zerbrach das Gebiet in tektonische Blöcke, die zum Teil in tiefmarinen Einfluss, zum Teil in festländischen gerieten. Längs der großen Störungszonen drang Magma ein und Vulkane förderten Aschen, die später zu Tuffen wurden. Daneben kamen tiefmarine Plattenkalke mit Hornsteinen, Tonsteine und Sandsteine zur Ablagerung. Häufige Fossilien in diesen Gesteinen sind Bivalvien, Ammoniten, Konodonten und Radiolarien. Einhergehend mit der vulkanischen Aktivität entstand die bedeutende Quecksilberlagerstätte von Idrija.

Bis zur Oberen Kreide war Zentralslowenien von Tiefsee bedeckt. Daher wird dieses Gebiet Slowenisches Becken oder auch Innere Dinariden genannt. Das Gebiet nördlich davon war während der oberen Trias flachmarin, und es wurden anfänglich Plattenkalke mit Hornsteinen, später mehrere 100 Meter mächtige Dachsteinkalke sedimentiert. Entsprechend des Ablagerungsmilieus und der Gesteinstypen, die in den Julischen und Kamnik-Savinjischen Alpen vorkommen, werden sie den Südalpen zugerechnet.

In der unteren Oberen Trias wurden südlich des Slowenischen Beckens Flachwasserkalke sedimentiert, die später meist zu Dolomitsteinen umgewandelt wurden. Verkarstung dieser eisenhaltigen Kalksteine führte zu deren Rotfärbung. Heute werden sie bei Hotavlje und Lesno Brdo als Bausteine zu Schmuckzwecken gewonnen. Die Gebiete von Notranjska und Dolenjska sind durch Vorkommen roter Sandsteine, Tonsteine, Breccien und Bauxit der mittleren Oberen Trias gekennzeichnet. Flachwasserkalksteine der oberen Oberen Trias wurden dort später zu Dolomitsteinen umgewandelt. Das gesamte Gebiet südlich des Slowenischen Beckens mit Flachwassersedimentation zwischen Oberer Trias und Oberer Kreide wird als Äußere Dinariden bezeichnet.

Im flachmarinen Bereich der Nordkarawanken, nördlich der Periadriatischen Naht, entstanden in der Mittleren und Oberen Trias Kalksteine mit Blei- und Zinkerzen, die in Mežica abgebaut wurden. Interessanterweise können in diesem Gebiet keine Spuren vulkanischer Aktivität entsprechend der in den südlich liegenden Dinariden gefunden werden.

Aus dem unteren Teil des Unteren Juras (Lias) sind in den Südalpen Flachwasserkalke bekannt. Später wurde dieses Gebiet über den Meeresspiegel hinausgehoben, gelangte aber bald wieder unter tiefmarinen Einfluss mit Ablagerung roter Knollenkalke.

Der Zentralteil Sloweniens war im Jura von Tiefsee bedeckt und es lagerten sich Plattenkalke mit Hornsteinen, Tonsteinen und Mergel ab. Südlich dieses Grabens befand sich ein großes Flachwasserplateau, auf dem nur Flachwasserkalke sedimentiert wurden. Besonders interessant sind dunkle Kalksteine mit langen weißen Bivalvienschalen. Im Bauwesen ist dieses Gestein als Podpeč-Marmor bekannt, den der Architekt Jože Plečnik für seine besten Kunstwerke verwendete. Interessant sind auch Korallen- und Hydrozoenkalke aus dem Oberen Jura. Sie entstanden aus Riffen, die denen des australischen Great Barrier Riffs entsprechen.

Die Südalpen und Zentralslowenien standen in der Kreide unter tiefmarinem Einfluss. Anfänglich entstanden grüne Flyschmergel und Sandsteine, später rote Mergel und Mergelkalksteine. Diese wurden in den Südalpen später erodiert und nur noch in Rdeči rob und Tolmin sind sie als geologische Besonderheiten vorhanden. In Zentralslowenien wurden die kreidezeitlichen Plattenkalke nach dem Ort Volče bei Tolmin auch als Volčekalkstein bezeichnet. Durch endogene Kräfte wurden diese Kalksteine schön gefaltet. Am Ende der Kreide wurden die Südalpen über den Meeresspiegel hinausgehoben. Die südlichen Teile Sloweniens waren in der Kreide vom Flachmeer bedeckt und dort lagerten sich mächtige, geschichtete Plattenkalksteine ab. Aus dieser Zeit stammen die schönsten slowenischen Karstgesteine für architektonische Zwecke, die früher in Vrhovlje, Kopriva, Tomaj und Kazlje gewonnen wurden. Heute arbeitet nur noch ein Steinbruch in Lipica.

Am Ende der Kreide war der größte Teil des slowenischen und kroatischen Istriens Festland, die Kalksteine verwitterten, und aus der roten Karsterde entstand später Bauxit. Durch erneute Transgression entstanden die nach dem Ort Kozina benannten Kozinakalksteine. Später bauten Foraminiferengehäuse die Nummuliten- und Alvedinkalksteine auf. Vor dem letzten Meeresrückzug aus slowenischem Gebiet wurde das Meer nochmals tiefer und auf seinem Boden entstanden Flyschmergel und Sandsteine, die heute den fruchtbaren Boden vom Vipava- und Pivkatal, dem Brkinigebiet und dem Küstenland bilden.

Nach einer ziemlich langen Festlandsperiode in Zentralslowenien entstehen im Mittleren Tertiär (Oligozän) größere Moorbecken, in denen Kohle- und Mergelschichten abgelagert wurden. Dazu gehören die Kohleablagerungen zwischen Laško, Trbovlje und Zagorje in der Nähe von Zabukovica und Pečovnik. Später wurden diese Gebiete sowie die Südalpen von Osten her transgrediert und unterlagen einer Flachwassersedimentation. Heute können die Gesteine dieser Zeit bei Bohinj, im oberen Savatal und den Kamniker Alpen gefunden werden. Wegen der Subduktion der Afrikanischen unter die Eurasische Platte begann in der Štajerska und Gorenjska im Oligozän starke vulkanische Aktivität. Die Asche der Vulkane bildete am Festland und dem Meer Tuffablagerungen. In dieser Zeit intrudierte auch der Tonalit von Pohorje. Im westlichen Teil Pohorjes durchschlug die Dazitlava die Erdoberfläche.

Am Ende des Oligozäns und am Anfang des Miozäns lagerten die Flüsse im Flachmeerbereich riesige Sand-, Kies-, und Tonmengen ab, die sich später zu Sandsteinen, Konglomeraten und Tonsteinen verfestigten. In der Mitte des Miozäns wurden die Gesteine Sloweniens gefaltet und zum Teil als große Decken überschoben. Diese Faltungen und Überschiebungen sind eine Folge der Unterschiebung der Afrikanischen Platte unter die Eurasische. Nach dieser revolutionären Ära überflutet das Meerwasser erneut die Gebiete von Štajerska und Dolenjska und aus dieser Zeit stammen die Kalk- und Mergelsteine mit Bivalvien, Gastropoden, Korallen und Seeigeln. Bald danach weicht das Panonische Meer in östlicher Richtung zurück. Die zurückgebliebenen Salz- oder Süßwasserbecken wurden durch Flusssedimente mit Quarzsand, Kies und Ton aufgefüllt. Im Prekmurje können in diesen Schichten Öl und Gas gefunden werden, das vermutlich schon im Miozän entstand. Das entstandene Festland wurde durch endogene Kräfte in Schollen zerbrochen, gehoben und gesenkt.

Im Mittleren Pliozän entstanden in Zentralslowenien größere tektonische Eintiefungen, die sich später mit Wasser füllten. Große oberoligozäne Wälder um diese Seen waren die Grundlage für die Entstehung mächtiger Lignitschichten in Velenje und weniger mächtiger Lignitschichten bei Ilirska Bistrica und zwischen Krmelj und Šentjanž.

Im Pliozän begann erneut eine tektonische Aktivität. In dieser Zeit war Slowenien zum Großteil ein Plateau. Wegen der langanhaltenden Hebung von Kalk und Dolomitsteingebieten kam es zur Verkarstung und der Verlegung von Flüssen unter die Oberfläche. An langen Störungen entstanden zu Anfang der Eiszeiten große Eintiefungen wie die von Ljubljana, Brežice-­Krško und Celje sowie das Ptuj Feld. In diese Eintiefungen lagerten die Flüsse Kiese und Sande aus den Glazialgebieten ab. Die bunte Landschaft Sloweniens ist während der vergangenen 10.000 Jahre geformt worden, nachdem die Inlandsgletscher dem heutigen warmen Klima zurückwichen.

© by Irena Trebušak und Christian Wolkersdorfer (1995). Kein Teil dieses Textes darf ohne ausdrückliche Erlaubnis der Übersetzer in Auszügen oder als Ganzes verwendet werden. Dies gilt auch für europäische Geologische Dienste oder Museen sowie Exkursionsführer!

Literatur

Vrabec, M., Šmuc, A., Pleničar, M. & Buser, S. (2009): Geological evolution of Slovenia – An overview. – In: Pleničar, M., Bojan, O., Novak, M. & Pirc, S. (eds): The Geology of Slovenia. – p. 23–40, 17 Abb.; Ljubljana (Geološki zavod Slovenije).

Anmerkung der Übersetzer: Die Einführung in die Geologie Sloweniens von Prof. Buser wurde für den geologischen Laien geschrieben. Um den Charakter des Textes zu erhalten, wurde die Übersetzung zum Großteil nicht in die Fachsprache übertragen. Der Text stellt außerdem den Wissensstand vom Ende des 20. Jahrhunderts dar und hat sich zwischenzeitlich geändert.

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