Einführungsrede

Herzlichen Dank, Anke, für Deine, danke, Spektabilität für Ihre, freundliche Einführung

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde

In den zurückliegenden Wochen habe ich häufig darüber nachgedacht, wie ich meinen heutigen Vortrag beginnen könnte. Meinem Cousin habe ich auf diese Frage vor einigen Jahren geantwortet: „Die Begrüßung ist ganz einfach. Du beginnst stets mit dem Wichtigsten und endest mit dem Unwichtigsten“. Also hat er gesagt „Hochwürden, sehr geehrter Herr Minister, liebe Vertreter der Presse“. Also – in dieses Fettnäpfchen werde ich heute nicht treten. Also begrüße ich erst einmal gar niemanden.

Das Stichwort jedoch, nämlich womit ich beginnen soll, haben Sie mir geliefert. In Briefen, Telefonaten und E-Mails. Sie haben mich gefragt. „Warum willst Du nach Kanada gehen?“.

Nun, meine Damen und Herren: Ich will nicht nach Kanada gehen, mir bleibt keine andere Wahl. In den zurückliegenden drei Jahren habe ich mich auf 10 Professuren in Deutschland und Österreich beworben. Zehn Mal, liebe Freunde! Und ebenso oft wurde ich abgelehnt, weil ich zu wenig in den einschlägigen Zeitschriften publiziert hätte – von den über 100 anderen Publikationen, von meinen über 50 Projekten oder betreuten Zulassungsarbeiten wurde da gar nicht mehr geredet. In der gleichen Zeit, also in diesen drei Jahren, habe ich drei Arbeitsangebote von den derzeit größten Bergwerksgesellschaften der Welt erhalten: Rio Tinto aus London, BHP Billiton aus Melbourne und xstrata aus der Schweiz. Die zahlen Ihnen zwischen 15000 und 20000 Euro im Monat. Doch ich habe stets abgelehnt und gesagt, meine wissenschaftliche Zukunft liegt in der deutschen Forschungslandschaft.

Nun, letztes Jahr hat man sich etwas Neues einfallen lassen, um mich nach Kanada zu locken: einen Industrie finanzierten Forschungslehrstuhl exakt auf mein Forschungsprofil zugeschnitten. Mit einem nagelneuen Labor für 1 Millionen Dollar, mit drei Mitarbeitern und einem Etat von rund 6 Millionen Dollar für 5 Jahre. Dort kann ich nun forschen, mit der Industrie zusammen arbeiten und weiterhin meine Kontakte zu Ihnen, also nach Deutschland, pflegen. Hier in München hätte ich noch maximal 6 Monate bleiben können. An der Cape Breton University in Kanada so lange wie es mir gefällt.

Und nun haben Sie die Antwort auf meine Frage, warum ich gehen will. Ich will gehen, weil man mir in Kanada alles bietet, was ich brauche, um problemorientiert an einer Frage zu forschen:

Wie können wir Wasser aus aufgelassenen Bergwerken ökologisch annehmbar und ökonomisch machbar reinigen und das Grund- und Oberflächenwasser nachhaltig schützen?

Nun werden Sie vielleicht sagen: Ja, schön, aber Grubenwasser ist ja wohl kein Problem. Da muss ich Ihnen sagen: Grubenwasser ist volumenmäßig gesehen der größte Abfallstrom der Erde.

Und worin das Problem eigentlich liegt, das will ich Ihnen nun in meinem Vortrag darlegen.

Ach ja – bei dieser Gelegenheit: Herzlich willkommen liebe Freunde, Bekannte, Studenten und Kollegen.

Hier steht jetzt nur ein Name auf der Titelfolie des Vortrags. Doch in Wirklichkeit müsste dort jeder Einzelne von Ihnen stehen.

Ohne Sie, ohne Euch

  • also damit meine ich zum Beispiel den Studenten Felix Dudek oder Bernd Siotka die mich stets mit Fragen löcherten, die ich nur nach intensivem Literaturstudium lösen konnte,
  • ohne meine Onkel Klaus, der mir mit den Erzgebirgischen Geschichten von Karl May die überwiegend im Bergbau spielen die Liebe zum Bergbau nahe gebracht hat – freilich ohne es zu ahnen
  • ohne den Arndt Weiske, der mir meine Grubenwasserproben analysiert hat
  • ohne meine erste Freundin Tina Kiegele, die mit mir im Studium Kluftflächen eingemessen hat
  • ohne die Familie Müller-Süßmann, die geduldig meine populärwissenschaftlichen Artikel querliest
  • ohne Frau Hessinger, die sich der Büroarbeit annimmt
  • ohne Frau Friedrich, mit der gemeinsam ein nicht einfacher – aber lehrsamer – Weg hinter mir liegt

Ohne Sie, meine lieben Freunde, stünde ich heute nicht hier. Ohne Sie, ohne Euch, bin ich nichts. Daher steht in der 2. Zeile Ihr Name, steht dort dein Name.

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